Ein Roadtrip durchs Land der Blutsauger
Die Klischees und Vorurteile, die viele im Kopf haben, wenn sie an Rumänien denken sind nicht immer die Nettesten. Und trotzdem, oder gerade deshalb, wollten wir uns selber ein Bild machen – von dem Land, in dem berüchtigte Vampire wie Graf Dracula ihr Unwesen getrieben haben. Gefunden haben wir zwar auch ein paar kleine Blutsauger, aber mehr noch unglaublich nette Menschen, traumhafte Landschaften und kilometerlange schlechte Straßen.
1 Waldstraßen abseits der Zivilisation
Als wir über den nördlichsten Grenzübergang zwischen Ungarn und Rumänien fahren, ist unser Ziel das Donaudelta im äußersten Osten des Landes. Wir suchen nicht den schnellsten Weg, vielleicht den kürzesten, aber auf jeden Fall den spannendsten. Und so biegen wir immer wieder in die zahllosen Wälder ab. Es sind keine Forstwege, wie man sie bei uns kennt. Die Straßen sind unbefestigt, aber es sind offizielle Straßen und wir kommen immer wieder an kleinen Dörfern vorbei. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es gibt wenige Autos, dafür um so mehr Pferdefuhrwerke. Die Felder werden noch mit Muskelkraft und nicht mit Maschinen bewirtschaftet.
Wir suchen nicht den schnellsten Weg, vielleicht den kürzesten, aber auf jeden Fall den spannendsten.
Während bei uns der letzte Sommer unglaublich trocken war, hat es hier tagelang geregnet. Der Boden ist aufgeweicht und die ein oder andere Straße ist auch für unseren Allradler unpassierbar. Und so kommt es schon mal vor, dass wir zwei Tage unterwegs sind und gerade mal 100 Kilometer weit kommen. Immer wieder müssen wir umkehren auf Wegen, die unser Navi nicht mehr kennt. Dafür begegnen uns immer wieder hilfsbereite Menschen, die uns den Weg weisen. Und wir entdecken Stellplätze wie aus dem Vanlifebilderbuch – nur wir, die Landschaft und ein paar Hirten die Abends ihre Tiere zusammentreiben.
2 SUPen im Donaudelta
Von uns aus gesehen am äußersten Ende von Rumänien, an der Grenze zur Ukraine, da wo die Donau ins Schwarze Meer fließt, da liegt das Donaudelta. Das zweitgrößte Delta Europas und ein wahres Naturparadies. 4.178 Quadratkilometer des Gebietes stehen unter Naturschutz und mehr als 5.200 Tier- und Pflanzenarten, mehr als ich mir vorstellen kann, konnten hier bisher katalogisiert werden. Ein dichtes Netz aus Kanälen, schwimmenden Inseln, mäandernden Flussläufen, Sümpfen, Schilflandschaften und Seen. Von den drei Mündungsarmen der Donau kann nur der Sfântu-Gheorghe-Arm im Süden mit dem Auto erreicht werden. Dieses Naturjuwel zu erkunden geht also nur vom Wasser aus.
Ein dichtes Netz aus Kanälen, schwimmenden Inseln, mäandernden Flussläufen, Sümpfen, Schilflandschaften und Seen.
In Murighiol mieten wir uns ein kleines Bötchen und lassen uns mit unseren SUPs über den südlichen Donauarm bringen. Da es keine verlässlichen Karten von der Region gibt, bleibt unser Bootsführer immer in unserer Nähe, während wir auf unseren Boards die Gegend erkunden. Wir Paddeln vorbei an kleinen Holzhäusern und dösenden Rindern. Enge überwucherte Kanäle wechseln sich ab mit offenen Seen. Wir kommen vorbei an riesigen Teppichen aus Seerosen und hunderte kleiner Frösche springen davon wenn wir uns nähern. Und im Wasser tummeln sich neben zahlreichen Fischen auch Wasserschlangen und Blutegel.
Mehr zum SUPen im Donaudelta erfährst du in unseren SUP Spots Rumänien.
3 Transfăgărășan
Sie gilt als die spektakulärste Panoramastraße des Landes, die Transfogarascher Hochstraße. In engen, wirren Haarnadelkurven schlängelt sie sich durch die karge und traumhaft schöne Gebirgslandschaft der Transillvanischen Alpen. Es gibt zahlreiche Parkbuchten und Picknickplätze, um die Landschaft und die Aussicht zu genießen – und auch die Nacht zu verbringen. Aber Vorsicht, am Wochenende sind fast alle einigermaßen ebenen Flächen mit zeltenden Rumänen belegt. Von Süden kommend erreicht man direkt hinter dem Gipfeltunnel auf einer Höhe von 2.042 m den Bâlea-See. Ein touristisch etwas überlaufenes Fleckchen Erde, aber dafür mit einem beeindruckenden Blick ins Bâlea-Tal.
Aber Vorsicht, am Wochenende sind fast alle einigermaßen ebenen Flächen mit zeltenden Rumänen belegt.
4 Transalpina
Gut 80 Kilometer westlich der Transfăgărășan überquert eine weitere spektakuläre Passstraße die Transillvanischen Alpen – die Transalpina oder auch „Straße des Königs“. Vielleicht gibt es hier weniger schwindelerregende Serpentinen, aber dafür wirkt die Landschaft noch wilder, noch rauer und – zumindest etwas – einsamer. Man hat das Gefühl dem Himmel ganz nah zu sein. Und am Abend sind wir Mutterseelen alleine auf einer der Bergwiesen. Nur ein paar freilaufende Esel leisten uns Gesellschaft während die untergehende Sonne den Himmel in ein unvergessliches Farbenspiel taucht.
Man hat das Gefühl dem Himmel ganz nah zu sein.
5 Retezat-Nationalpark
Der Retezat-Nationalpark ist das älteste Schutzgebiet des Landes. Ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger. Es gibt zahlreiche Mehrtagestouren und zugegeben, wir haben bei unserer eintägigen Wanderung nur einen kleinen oder, besser gesagt, winzigen Bruchteil dieses schönen, wilden Parks erkundet. Ein märchenhafter, dichter Urwald mit Moosen, Farnen und duftenden Tannen bedeckt die Hänge, während kristallklare Bäche am Weg entlang plätschern.
6 Straßenstände voller Köstlichkeiten
„Liebe geht durch den Magen“, sagt ein bekanntes Sprichwort. Und das gilt nicht nur in der Partnerschaft, sondern vor allem beim Reisen. Ein Land und seine Kultur zu entdecken, dazu gehört das Essen und natürlich auch das Einkaufen. Die Gebirgsstraßen und Flussufer Rumäniens werden gesäumt von zahlreichen Straßenständen. Hier wird alles feilgeboten was gerade wächst – auf den Feldern, in den Gärten oder auch wild im Wald. Frische Pfifferlinge, Blaubeeren, Tomaten und Wassermelonen. Dazu noch Honig mit Sanddorn, frischer Hirtenkäse und selbst gemachtes Gebäck. Frischer und regionaler geht es nicht.
Hier wird alles feilgeboten was gerade wächst.
Ich liebe es an solchen Straßenständen einzukaufen und mich von dem Angebot inspirieren zu lassen. Auch wenn Lukas manchmal flucht, weil er mal wieder Anhalten muss, weil er doch noch mal Wenden soll oder ein paar Kilometer zurück fahren muss, weil ich mal wieder etwas leckeres entdeckt habe ;-).
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo ihr zwei Weltenbummler! Schöner Beitrag und richtig schöne Fotos, macht Lust darauf, Rumänien ebenfalls zu besuchen. Schön auch der Seitenhieb auf Lukas, dass er manchmal flucht, weil er wenden muss. Ich denke meistens, dass ich der Einzige bin, der so reagiert 😉
Ich würde mir mehr wünschen. Mehr Text, mehr Fotos. Eure Beiträge sind immer sehr interessant, lassen zumindest mich aber nach mehr gierend zurück 🙂
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Sacha
Ahja: Coole SUP-Boards! B)
Hallo Sacha,
vielen lieben Dank für den netten Kommentar und die Anregung! Ich freu mich immer riesig eine Rückmeldung zu bekommen, was man noch verbessern kann.
Liebe Grüße in die Schweiz, Eva
Tolle Seite !
Danke für die Tipps aus Rumänien.
Da werde ich mit meinem Allrad Sprinter im Mai auch hin fahren.
Gruß Volker
Hallo Volker, gerne 🙂 Wir wünschen Dir viel Spaß in Rumänien! Ein schönes Land für einen Roadtrip. Würde uns freuen zu hören, wie es Dir gefallen hat. Lieben Gruß, Eva