Paddeln zwischen schicken Villen, dichten Mangroven und urtümlichen Alligatoren
Im März 2014 waren wir zum ersten Mal in Florida, genauer gesagt in Miami und Umgebung. Damals haben wir uns nicht nur in diese Ecke der Welt verliebt, sondern auch ins Stand Up Paddeln. Es war mein Geburtstag, als wir auf den Florida Keys bei Robbie’s Marina auf der Islamorada zum ersten Mal auf einem SUP standen. Die Sonne strahlte mit dem blauen Himmel um die Wette, das Wasser war kristallklar und karibisch schön. Wir sind durch Mangroven gepaddelt und wurden begleitet von Manatis, Rochen und Pelikanen. Ich glaube schöner kann man fast nicht SUPen gehen.
Und so sind wir vier Jahre später Ende Januar wieder auf dem Weg nach Miami. Diesmal mit unseren eigenen iSUPs im Gepäck. Aber schon auf dem Weg zum Flughafen erreicht uns eine SMS von Eurowings. Unser Flug ist gecancelt!
Unser Flug ist gecancelt
Wir fahren trotzdem weiter zum Flughafen, telefonieren mit der Airline, diskutieren mit den netten, aber überforderten Mitarbeiterinnen am Beschwerdeschalter und sitzen schließlich im Taxi zum Dorint Hotel in Köln. Keine Chance noch einen Flug am gleichen Tag zu bekommen. Am nächsten morgen in aller Herrgottsfrühe fahren wir mit unseren ganzen Taschen unterm Arm mit dem Taxi zum Bahnhof, dem ICE nach Frankfurt und sitzen schließlich im Flieger nach Miami (mehr zum Thema „Flugreise mit dem iSUP„).
Einen Tag später als geplant werden wir herzlich von unseren Airbnb Hosts Erika und Flavio mit einer kühlen Flasche Weißwein empfangen. Von unserem kleinen, hübschen Zimmer können wir über den Baywood Park hinweg die Biscayne Bay sehen und dahinter die Skyline von Miami Beach. Die kleine Mauer direkt am Wasser wird schnell zu unserem Lieblingsplatz. Vor allem früh morgens, wenn Pelikane, Delfine und Manatis vorbei ziehen und wir unser American-style Frühstück von Dunkin Donuts oder Starbucks genießen. Wir sind eine Woche hier (minus einen Tag, den uns noch die Airline geklaut hat), bevor wir wieder nach Hause fliegen müssen.
Bis auf zwei Tage verbringen wir jeden Tag auf dem Wasser. Der eine ist zu windig und wir ziehen eine Wanderung im Collier-Seminole State Park vor, und an dem anderen regnet es in Strömen und wir verbringen die Zeit im Sawgrass Mills Shopping Center.
Obwohl wir das Wasser direkt vor der Tür haben, fahren jeden Tag in eine andere Ecke zum SUPen. Die Biscayne Bay war einfach immer zu windig. Aber so finden wir einen schöneren Spot als den anderen. Florida ist ein SUP Paradies das unglaublich viel Abwechslung bietet.
Marco Island
180 Kilometer westlich von Miami, an der Golfküste liegt Marco Island. Bekannt ist die Insel für ihre schneeweißen karibischen Strände. Aber uns lockt es in die verwinkelten Kanäle im Inneren der Insel. Während man von der Straße aus kaum etwas von den schicken Häusern hier erkennen kann, hat man vom Wasser aus einen unverhüllten Blick auf die schönen Villen und die dazugehörigen Wasserspielzeuge.
Schöne Villen und schicke Motorboote
Da ist ein Motorboot schöner und glänzender als das andere. Mit unseren SUPs sind wir hier fast die einzigen auf dem Wasser und so genießen wir die Ruhe, die nur ab und zu von ein paar Bauarbeitern unterbrochen wird, die die Schäden von Hurrikan Irma beseitigen. Zum Glück gibt es Google Maps auf dem Handy, sonst hätten wir uns wahrscheinlich irgendwann in den Kanälen verirrt.
Everglades
So schön die SUP Tour durch Marco Island auch war, wer uns kennt, der weiß das es uns immer wieder in die Natur zieht. Die Everglades sind ein riesiges Schutzgebiet an der äußersten Südspitze Floridas. Das Gebiet wird auch Grasfluss genannt, ein bis zu 60 Kilometer breiter, oft nur wenige Zentimeter tiefer Fluss, der sich durch eine flache Gras- und Sumpflandschaft zieht. Aber es gibt auch Palmenhaine und Wälder aus Mangroven und Sumpfzypressen. Dazwischen wimmelt es von Ibissen, Pelikanen, Kormoranen und natürlich jeder Menge Alligatoren. Insgesamt leben 350 verschiedene Vogel-, 300 Süß- und Salzwasserfisch-, 40 Säugetier- und 50 Reptilarten hier. Bei dem Wort Alligator, wird wahrscheinlich nicht jeder auf die Idee kommen, dass man hier SUPen gehen könnte. Aber wir haben einen Paddling Trail gefunden, der vom angrenzenden Big Cypress National Preserve bis zur Golfküste im Everglades Nationalpark führt. Im nahegelegenen
SUPen mit urtümlichen Ungeheuern
Visitor Center fragen wir die Ranger, ob man wegen der Reptilien auch mit dem iSUP hier paddeln gehen könnte. „Well, just don‘t fall on them.“, ist die einleuchtende Antwort. Okay, das klingt nach einem Plan.
Der Halfway Creek Loop Paddling Trail beginnt mit einem schnurgeraden Kanal durch die Mangroven, der sich bald in den erste See öffnet. Von hier aus geht es im Zickzack durch die Mangrovenwälder gespickt mit riesigen Königspalmen. Mal nur einen Meter breit und manchmal über 100. Immer wieder wird der Weg durch kleine Schilder gekennzeichnet, um sich nicht zu verirren. Wir sehen viele Vögel und genießen die Einsamkeit. Manchmal sehen wir auch einen Alligator faul am Ufer liegen. Aber bevor wir auch nur in die Nähe kommen, ist er schon wieder verschwunden. Das Wasser hat die Farbe von schwarzem Tee, so klar und doch dunkel, dass man nur wenige Zentimeter tief sehen kann.
als die Mangroven dichter werden, müssen wir umkehren
Nach nur 4,5 Kilometern müssen wir kapitulieren. Der Mangroventunnel der kommt wird so schmal und niedrig, dass wir nicht mehr durch passen. Da das Ufer so dicht bewachsen ist, beschließen wir unser Picknick auf den Boards zu machen, bevor wir wieder zurück paddeln. Kaum sitzen wir auf den Boards und das Wasser um uns herum beruhigt sich, da tauchen sie auf. Einer nach dem anderen. Ich halte die Luft an, als um uns herum plötzlich sechs Alligatoren ruhig im Wasser liegen. Nur ein, zwei Meter von uns entfernt schauen sie uns über die Wasserfläche hinweg an.
Langsam und ruhig versuche ich die Kamera aus der Tasche zu ziehen. Aber schon die kleine Bewegung reicht aus und sie sind alle wieder verschwunden. Das mulmige Gefühl aber bleibt. Denn ich weiß jetzt sicher das sie da sind, unter uns, auch wenn ich sie nicht sehen kann.
Florida Keys
Die Florida Keys, eine über 290 Kilometer lange Kette aus unzähligen Koralleninseln, die sich an der südlichen Spitze Floridas ins Meer hinauszieht. Eine der oberen Keys ist Tavernier und in der Nähe vom Tavernier Creek, der die Golf- und Atlantikseite miteinander verbindet, liegt der SUP Verleih Paddle the Florida Keys. Da sich hier fast alles in Privatbesitz befindet, und die Amerikaner da keine Spaß verstehen, gehen wir über den SUP Verleih ins Wasser. Und bekommen auch gleich noch ein kleines Briefing zu Wind, Gezeiten und möglichen Touren.
Robinson Cruso Insel mit romantischer Schaukel
Bevor die Ebbe einsetzt und wir mit unseren Finnen im flachen Wasser hängen bleiben, paddeln wir raus nach Kalteux Key. Aber unser Plan geht nicht auf. Wir sind so hin und weg von der winzig kleinen Insel mit der romantischen Schaukel am Strand, dass wir total die Zeit vergessen. Als wir weiter paddeln wollen ist das Wasser nur noch wenige Zentimeter tief. Der Untergrund aus scharfen Korallenstücken eignet sich nicht zum Laufen und so balancieren wir auf der vorderen Spitze vom Board, um die Finne so weit es geht aus dem Wasser zu heben, zurück Richtung Tavernier Creek. Es ist schwierig im Creek gegen das rausströmende Wasser der Ebbe anzupaddeln. Aber nach kurzer Zeit zweigt ein schmaler Wasserweg in die dichten Mangroven ab. Wie ein Tunnel schließen sich die Äste über unseren Köpfen. Kleine Krabben klettern an ihnen empor und irgendwann können wir mit unseren langen Paddeln nichts mehr anfangen. Stattdessen ziehen wir uns an den Wurzeln immer weiter hinein ins Dickicht. Ich weiß nicht wie weit wir gekommen sind, aber als die Dämmerung einsetzt und die Mosquitos ausschwärmen kehren wir wieder um. Zurück über den Tavernier Creek zur Einstiegsstelle.
Die Zeit in Florida geht viel zu schnell vorbei. Es gäbe noch so viele SUP Spots zu entdecken, dass wir auf jeden Fall wiederkommen werden. Irgendwann…
Alle Details zu den SUP Spots mit Beschreibung der Einstiegsstellen gibt es in unseren SUP Spots.