Uncool oder lebenswichtig?
Alles was du für deine Sicherheit und zur persönlichen Schutzausrüstung beim SUPen wissen solltest.
Im ersten Teil erzähle ich dir, warum du dir über das Thema Sicherheit überhaupt Gedanken machen solltest und welche Gefahren es beim SUPen überhaupt gibt. Welche persönliche Schutzausrüstung es konkret gibt und was der Unterschied zwischen einer Schwimmweste und einer Rettungsweste ist, erfährst du dann im zweiten Teil.
It’s Summertime!
Woran denkst du beim Thema Stand Up Paddling? Sommerwetter? Surfer Lifestyle? Mädels im Bikini und heiße Jungs in Boardshorts, die über kristallklares Wasser gleiten und lachend für eine Abkühlung ins Wasser springen? Das ist das Bild mit dem Hersteller und SUP Schulen werben. Das ist es was ich sehe, wenn ich bei Google in die Bildersuche Stand Up Paddling eingebe. Schwimmwesten sieht man so gut wie nie. Und ehrlich, das sieht doch auch uncool aus, oder? Ein Klischee? Die Realität? Oder doch nur ein Teil der Wahrheit?
Und ehrlich, das sieht doch auch uncool aus, oder?


Als wir selber mit dem Stand Up Paddling angefangen haben, war das auf einem kleinen See in NRW. Egal wo auf dem See, waren wir nie mehr als 200 m vom nächsten Ufer entfernt. Und zu Fuß hätte man den See locker in einer Stunde komplett umrunden können. Als totale Sommerkinder waren wir ausschließlich bei traumhaftem Sommerwetter auf dem Wasser und haben das SUP bestimmt auch das ein oder andere Mal als sommerliche Badeinsel missbraucht. Über Sicherheit beim SUPen haben wir uns ehrlicherweise keine Gedanken gemacht. Wir können ja schwimmen! – Das muss reichen.
Irgendwann wurde uns der See zu klein und unser Erkundungsdrang mit den ersten eigenen Boards immer größer. Die Touren wurden länger und je sicherer wir auf dem SUP standen umso weiter haben wir unsere Paddelsaison in das Frühjahr und den Herbst ausgedehnt. Und auch die Gewässer wurden größer und abwechslungsreicher – Seen, Flüsse und Meere.
Zum ersten Mal habe ich richtig Angst bekommen

2015 waren wir auf Sardinien in der Bucht von Porto Pollo, einem beliebten Windsurf- und Kiterevier. An dem morgen, als wir uns bei der Surfschule SUPs ausgeliehen hatten, war traumhaftes Wetter. Eine leichte Brise blies uns um die Nase. Das Meer war türkies-blau und kristallklar. Der weiße Sandstrand wurde gesäumt von kargen Felsen und die Uferlinie zog sich in einem weiten Bogen um die Bucht. Wir waren zum ersten Mal auf dem Meer SUPen und noch etwas wackelig unterwegs. Als wir am anderen Ende der Bucht ankamen, da wo es aufs offene Meer hinausging, frischte der Wind plötzlich auf. Die Wellen wurden größer und der Wind drückte uns immer stärker und stärker unaufhörlich aufs offene Meer hinaus. Für uns gab es nur noch zwei Gedanken:
- Paddeln, paddeln, paddeln. Und noch mal PADDELN! Denn sobald wir auch nur einen Paddelschlag aussetzten, gewann der Wind die Oberhand.
- Bloß nicht vom Board fallen, denn dann wäre unsere schwimmende Insel schneller weg gewesen, als wir hätten hinterher schwimmen können. Ich überlegte mir die ganze Zeit, wie ich das der Verleihstation hätte erklären sollen. Was das für mich bedeutet hätte, war mir in dem Moment noch gar nicht klar. Denn ohne das Board wäre der Weg zurück verdammt weit gewesen. Eine Leash und/oder Schwimmweste hatten wir von der Verleihstation nicht bekommen.
Eine gefühlte Ewigkeit später, schweißgebadet, mit zitternden Knien und lahmen Armen erreichten wir das rettende Ufer.
Eine persönliche Schutzausrüstung ist nicht uncool, sondern kann überlebenswichtig sein.
Zum Glück ist alles gut gegangen, aber ich habe zwei wichtige Dinge daraus gelernt:
- Sich immer vorher über die örtlichen Begebenheiten wie Wetter, Wind, Strömungen und so weiter informieren und
- eine persönliche Schutzausrüstung ist nicht uncool, sondern kann lebenswichtig sein.
Damit du nicht erst in so eine Situation kommen musst, bevor du dich mit dem Thema beschäftigst, möchte ich dir hier einige Gefahren aufzeigen. Aber keine Sorge, alles kein Grund zur Panik. Welche Schutzausrüstungen es konkret gibt und worauf du achten solltest erzähle ich dir im zweiten Teil.
Die Gefahren, die auf dich lauern
Wetter
Zu heiß, zu kalt, zu nass, zu windig, irgendwas ist immer – sagen die Einen.
Ach Quatsch, es kommt nur auf die richtige Kleidung an – sagen die Anderen.
Warum die Wassertemperatur wichtiger ist als die Lufttemperatur?
Mehr über das Thema SUP Bekleidung erfährst du im Beitrag SUP Bekleidung – Was passt für welches Wetter?. Aber auch mit der richtigen Bekleidung, die dich bei Kälte trocken und warm hält, gibt es einiges zu beachten. Denn die große Gefahr ist nicht die Lufttemperatur, sondern die Wassertemperatur. Schon bei 15 Grad Wassertemperatur kann es beim Eintauchen ins eisige Wasser zu einem Reflex kommen, bei dem sich die Luftwege verschließen und man nicht mehr Atmen kann. Nach weiteren ein bis fünf Minuten kommt es zu einem Kälteschock und die Kälterezeptoren auf der Haut sorgen dafür, dass man Hyperventiliert. Da können schon wenige Meter zum Ufer unüberwindbar sein.
Besonders dramatisch wird es, wenn du mit dem Kopf untertauchst. Deshalb nutze den Sommer, wenn es Spaß macht ins Wasser zu springen, um das richtige Fallen zu üben. Denn egal wie geübt du bist, es kann immer zu einem Sturz kommen. Mit Stützschlägen kannst du viele Stürze abfangen und mit der richtigen Technik kannst du zumindest das Risiko komplett unterzutauchen minimieren. Eine Schwimmweste kann da zusätzlich helfen nicht so tief unterzutauchen und bringt dich zumindest immer an die Oberfläche zurück (Achtung, eine Schwimmweste ist keine Rettungsweste. Was der Unterschied ist, erkläre ich dir im zweiten Teil).


Wind, nur eine Frage der Kondition?
Klar, je stärker dir der Wind entgegen bläst, umso anstrengender wird das Paddeln und irgendwann wirst du an deine Grenze kommen. Aber die größte Gefahr bei Wind entsteht, wenn du vom Board fällst. Vor allem bei iSUPs, die relativ leicht sind, reicht ein bisschen Wind und dein Board treibt schneller ab, als du hinterher schwimmen kannst. Nicht nur ärgerlich sondern je nach Wassertemperatur, Entfernung zum nächsten Ufer und deiner Kondition lebensgefährlich. Wenn du Glück hast, bist du nicht alleine unterwegs und es kann dich jemand mit auf sein Board nehmen und dann (erst dann) deinem Board hinterher paddeln. Besser ist es du kommst gar nicht erst in die Situation. Eine Leash sorgt dafür, dass du immer mit deinem Board verbunden bist.
Können
Die häufigsten Gefahrensituationen (egal in welcher Lebenslage) entstehen durch Selbstüberschätzung. Wenn du aufs Board gehst, hoffe ich dass du auf jeden Fall schwimmen kannst. Wenn nicht würde ich dir empfehlen erst schwimmen und dann SUPen zu lernen ;-). Und dann solltest du dich vor jeder Tour fragen: Wie gut ist meine Kondition? Komme ich ohne Probleme zurück aufs Board, egal mit welcher SUP Bekleidung? Kenn ich meine Grenzen bei Wind, Wellen und Strömung? Wenn du das weißt, kannst du dein Können mit den aktuellen Begebenheiten abgleichen und die passende Schutzausrüstung auswählen.
Gewässer
Natürlich spielt auch das Gewässer eine Rolle bei den Risiken. Zum einen ist da natürlich die Größe. Je größer das Gewässer, um so weiter kann der Weg zum nächstgelegenen Ufer werden. Außerdem bist du bei großen Seen dem Wind stärker ausgesetzt und es können unangenehme Windwellen entstehen, die das SUPen erschweren. Auf dem offenen Meer kommen neben Wellen natürlich auch Strömungen und Gezeiten hinzu. Und bei Flüssen gibt es die Strömung zu beachten.
Was vielleicht weniger offensichtlich ist, ist der Untergrund und die Uferlinie. Denn Steine und Felsen unter der Wasseroberfläche, Baumstämme, die am Ufer ins Wasser ragen, und kleine Mauern, die das Ufer säumen können bei Stürzen zu bösen Verletzungen führen. Eine Schwimmweste (Achtung: Schwimmwesten sind keine Rettungswesten! – mehr dazu im zweiten Teil) hält dich auch hier wieder, im Falle einer Ohnmacht oder wenn die Verletzung so ist, dass du nicht mehr schwimmen kannst, über Wasser.
Material
Und zum guten Schluss, dass Material. Zum Glück kenne ich noch keinen Fall, aber natürlich besteht bei aufblasbaren SUPs immer das Risiko, dass sie auf dem Wasser Luft verlieren. Je weiter du vom Ufer entfernt bist um so kritischer kann es werden und um so wichtiger ist eine alternative Schwimmhilfe, wie zum Beispiel eine Schwimmweste.
Im zweiten Teil Sicherheit beim SUPen #02 – Persönliche Schutzausrüstung erfährst du was eine Leash eigentlich ist und was der Unterschied zwischen einer Schwimm- und einer Rettungsweste ist. Außerdem erzähl ich dir welche Schutzausrüstung wir beim SUPen tragen.
Sicherheit beim SUPen ist ein wichtiges Thema. Wozu brauche ich eine Schwimmweste oder Lease. Gibt es spezielle SUP Leash oder SUP Schwimmweste. Stand Up Paddling mit Schwimmweste, ja oder nein? Sind SUP Schwimmweste, SUP Schwimmhilfe und SUP Weste das gleiche?
3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Wichtiger Beitrag! Ich denke, wie auch ich hat jeder ambitionierte SUPer schon brenzlige Situationen erlebt und daraus gelernt. Ohne Leash z.B. gehe ich grundsätzlich nicht mehr aufs Wasser! Euer Artikel trägt hoffentlich dazu bei, dass viele eine Abkürzung nehmen können.
Die 50N-Schwimmhilfe im Gepäcknetz, typischweise noch unter einem wasserdichten Bag verstaut, hilft im Ernstfall wohl auch nicht unbedingt… Ich war lange Zeit genau so unterwegs. Ich will keine Werbung machen, aber es gibt seit kurzem eine sehr kompakte Schwimmhilfe, welche sich innert wenigen Sekungen aufbläst UND die auf manch en Gewässern geforderte 50N-Norm erfüllt. Ich trage diese mittlerweile jedesmal am Körper, sieht cool aus weil fast unsichtbar und funktioniert trotzdem.
Gruss, Sacha
Hey Sacha, danke für Deine Rückmeldung. Ja, wir hoffen auch, dass sich durch diesen Beitrag mehr Leute mit dem Thema Sicherheit beim SUPen beschäftigen, bevor sie in eine brenzlige Situation kommen. Im zweiten Teil zu dem Thema werden wir noch etwas genauer auf die einzelnen Schutzausrüstungen eingehen, auch auf die aufblasbaren Schwimmhilfen. Lieben Gruß, Eva
Hallo
Sehr schöner Betrag zu Sicherheit als ich im Mai meinen Grundkurs absolvierte stoste ich auf , Die Lehrerin sagte doch Tatsächlich eine Leash wäre nicht die Rede Wert.War ich froh das ich mich vorher Gründlich Informierte und mir eine Leash zu meinen Board direkt mit bestellt habe. Selbst als Quoten hüpfer ins Wasser beim Grundkurs wurde es Anstrengend immer dem Board hinter her zu Schwimmen mit Paddel.
Ich kann alle nur Empfehlen diese zu tragen denk an eure Sicherheit was andere sagen Wuscht denn es ist euer Leben keiner sagt euch hinterher hey du depp wieso haste keine Leash dran gehabt Nein sondern nur gelächter.