In unserem ersten Beitrag SUPen mit Hund #1 hatten wir Yvonne Matuschek, Hundephysiotherapeutin und Gründerin von SUP mit Hund, im Interview. In dem Interview erfährst du, was sie zur Expertin in diesem Thema macht und warum du deinen Hund mit aufs SUP nehmen solltest. Hier, im zweiten Teil, verrät sie uns die wichtigsten Tipps fürs Stand Up Paddling mit Hund.
Die vier wichtigsten Tipps, um erfolgreich mit deinem Hund zu SUPen
Stand Up Paddling mit Hund – vernünftig ausgeübt – fördert enorm die Bindung und stärkt das gegenseitige Vertrauen zwischen Mensch und Hund.
Wenn es aber zur unkontrollierten Wackel- und Rutschpartie wird, wird der Hund nicht gerne lange „on Board“ bleiben wollen. Damit sich dein Hund wohl fühlt und ihr zusammen eine tolle Zeit auf dem Wasser habt, gibt es ein paar Punkte zu beachten.
1 Welches SUP Board eignet sich für SUP mit Hund?
Empfehlenswert für SUP mit Hund sind Boards mit einem vollflächigen Belag (dem sog. deck pad). Dies mindert zum einen die Rutsch- und Verletzungsgefahr, zum anderen gibt es dem Hund Sicherheit und schützt gleichzeitig das Board vor den Hundekrallen.
Für Anfänger eignen sich besonders gut breite, kippstabile Allrounder, Wildwasser- oder Yogaboards. Schmale Race- und Tourenboards sind kippeliger und deshalb erfahrenen, sehr sportlichen Teamsvorbehalten.
Je größer, bewegungseingeschränkter oder unsicherer der Hund ist, desto wichtiger ist die Breite des Boards. Der Hund sollte sich angenehm drehen und eine bequeme Position einnehmen können, ohne die Gefahr dabei vom Board zu rutschen.
TIPP: Schneide einen Pappkarton in Boardbreite z.B. 34“ (86cm) zu und lege den Zuschnitt auf den Boden. Lass jetzt deinen Hund darauf wenden und sich hinlegen. So bekommst du schon Mal ein Gefühl wie Boardbreite und Hund harmonieren.
Die Tragfähigkeit des SUP sollte auf das Gesamtgewicht, also Paddler plus Hund, ausgelegt sein. Boards mit einer Dicke von 6“ (15cm) sind dafür gut geeignet. Die Angabe von Paddlergewicht und eine anständige Qualität sind von Bedeutung für die Steifigkeit des Boards. (Infos hierzu findest du in den Herstellerangaben.)
Empfehlung für SUP Boards:
- vollflächiges Deckpad – Krallenschutz & Antirutschunterlage
- breites Board – Kippstabilität & Drehmöglichkeit für den Hund
- Tragfähigkeit – entscheidend ist das Gesamtgewicht, also Mensch plus Hund
- Gepäcknetz hinten – damit der Hund vorne genügend Platz hat und nicht darüber stolpert
2 Was sind die ersten Schritte?
Der Hundebesitzer sollte erst Mal alleine üben und lernen sein SUP sicher zu beherrschen. Hierzu gehört ein sicherer Stand sowie die Paddeltechnik mit Wendungen und Stopps, damit man später auf Situationen schnell reagieren kann, z.B. wenn ein Angler seine Schnur auswirft oder eine Entenfamilie den Weg kreuzt. Dein Hund wird sich wesentlich wohler und sicherer fühlen, wenn Frauchen oder Herrchen nicht mehr rumwackelt und weis was zu tun ist. Das schafft Vertrauen.
Da wir zum SUPen natürlich auch ein Paddel brauchen, stellen wir dieses „Gerät“ dem Hund schon mal auf dem Trockenen vor. Mit einem Leckerchen darauf, haben die meisten Hunde kaum Probleme damit. Es gibt aber auch vorsichtigere Hunde und es macht immer Sinn im Trockenen die Paddelbewegung ein paar Mal zu simulieren. Dann weißt du wie dein Hund darauf reagiert und kannst ggf. noch ein bisschen üben.
Als zukünftiger Wassersporthund sollte dein Vierbeiner natürlich schwimmen können. Er muss kein Wasserjunkie sein, aber zumindest sollte er das Schwimmen schon kennen gelernt haben. Dies ist auch ein guter Zeitpunkt ihn an eine Schwimmweste zu gewöhnen.
3 Warum eine Hundeschwimmweste? – Mein Hund kann doch schwimmen!
SAFETY FIRST – Es kann immer zu einer Notsituation kommen und dann kann die Weste durchaus zum lebensrettenden Hundezubehör werden. Die Schwimmweste schont dank des Auftriebs die Kräfte des Hundes, so dass er es leichter hat, das rettende Ufer zu erreichen oder durch den Halter geborgen zu werden. Unsicheren Hunden oder denjenigen die keine guten Schwimmer sind, vermittelt es die Sicherheit nicht unterzugehen.
Die Hundeschwimmweste funktioniert ähnlich wie eine Schwimmweste für Menschen. Es ist wichtig das die Auftriebszellen (die Teile der Weste, wo viel auftriebsstarkes Material verwendet wird) so angebracht sind, dass der Hund nicht in Schieflage kommt und seine natürlichen Schwimmbewegungen nicht beeinträchtigt werden. Sie sollte nicht zu lange sein, damit sich der Hund noch bequem setzen kann und in der Strömung seine Ruderfähigkeit nicht eingeschränkt ist.
Speziell beim Wassersport mit Hund ist der Griff oben an der Weste ein nützliches Hilfsmittel, um den Hund beim Auf- und Absteigen sowie „on Board“ sicher zu führen. Die meisten Modelle sind in Signalfarben und mit Reflektoren ausgestattet, sodass der Hund auch gut für andere Wassersportler erkennbar ist. Modell, Größe und Form sind von Statur und Gewicht des Hundes abhängig.
4 Wie kommt der Hund aufs Board?
SUP mit Hund ist Wassersport mit Hund und sollte keinesfalls zur unkontrollierten Plansch-Gaudi werden. Wenn Hunde vom Board rutschen oder springen bzw. sich versuchen wieder hochzuziehen, birgt beides ein hohes Verletzungsrisiko für den Bewegungsapparat des Hundes.
Beim Abspringen besteht z.B. die Gefahr eines Kreuzbandrisses, da der Untergrund nicht fixiert ist und eine starke Scherkraft auf das Gelenk einwirkt. Das Hochhangeln (insbesondere bei schweren Hunden) kann zu Bänder- und Sehnenproblemen führen. Der ein oder andere Wasserjunkie-Hund hat das Board schon als Sprungbrett gesehen und versucht noch schneller und weiter in den See zu springen. Deshalb ist ein wesentlicher Bestandteil des Trainings, dass der Hund lernt, sich sicher auf dem Board zu bewegen und auch dort zu bleiben.
Begonnen wird mit verschiedenen Trockenübungen an Land auf festem Untergrund. Dafür die Finne rausnehmen und das SUP Board auf den Boden legen. Der Hund soll lernen, sich auf dem Board zu entspannen und dort zu bleiben. Auf- und Abstieg erfolgen über den Bug (Nose), gewendet wird in der Mitte vom Board. Später wird das Heck beim Auf- und Absteigen im Wasser liegt und der Hunde soll wissen, dass er nicht hinten absteigen darf.
Klappt dies gut, wird das Ganze ins Wasser und damit auf wackeligen Untergrund verlagert. Gute Übungsgewässer für SUP-Hund-Anfänger sind Stillgewässer wie z.B. Seen ohne Strömung, mit wenig Wind, ohne Schifffahrt und mit ausreichend Abstand zu anderen Wassersportlern. Bestens geeignet sind flache Ufer (keine Stege oder Kaimauern). Hier kannst du das Board gut und sicher fixieren.
Der Hund gewinnt jetzt Sicherheit und gewöhnt sich an die Bewegungen vom SUP Board. Spätestens hier stellt sich heraus, welcher Typ dein Hund ist und was er bereits gelernt hat. Kann der Jäger seine Impulse kontrollieren und die Ente vorbei schwimmen lassen? Kann der unsichere Hund die Schwankungen kontrollieren oder macht er sich plötzlich ganz steif und friert fast ein? Meist gibt es nur einen Versuch. Macht das Tier erst einmal schlechte Erfahrungen wird es zukünftig schwer, den Hund in Entspannung zu bringen. Springt er hingegen schnell vom Board und liebt auch noch das Vergnügen im Wasser zu planschen, wird es später wohl nicht so einfach, ihn auf dem Board zu halten. Auch Umweltreize wie beispielsweise Wasservögel, andere Wassersportler usw. spielen hier eine Rolle. Im Vorteil ist, wer die Körpersprache seines Hundes gut lesen kann.
Jedes Mensch-Hund-Team hat unterschiedliche Voraussetzungen (Größe, Gewicht, Alter, Wasserjunkie, Kneipphund, Entenjäger, Junior, Senior, Sportler, Couchpotatoe, Knie- oder Hüftleiden) und sollte deshalb das Trainingstempo individuell anpassen. Es hat sich bewährt – wer in der Anfangsphase geduldig übt hat später einen sicheren, gechillten Partner mit auf dem SUP. Übrigens auch ein wichtiger Grundstein, wenn du später anspruchsvollere und längere Touren oder Flusswanderungen mit deinem Hund planst.
Fühlen du und dein Hund sich fit für den nächsten Schritt? Dann geht es nun die erste Runde gemeinsam aufs Board. Bist du dir noch nicht sicher, wie dein Hund reagiert? Dann paddeln anfangs lieber im Knien. Eine sehr stabile Position ist, wenn dein Hund nahe bei dir z.B. zwischen deinen Beinen sitzt oder liegt. Viele Hunde lieben es aber auch ganz vorne zu stehen und die Nase in den Wind zu recken. Andere bewegen sich gerne neugierig vor und zurück. Das ist für den Paddler anfangs schwerer auszugleichen, fördert aber auch noch mehr die Muskulatur und Koordination. Nicht nur von dir, sondern auch von deinem Hund. Als Sport für den Hund ist das durchaus förderlich. Welcher Typ dein Hund ist, musst du jetzt zusammen mit deiner Fellnase rausfinden.
Nicht vergessen – Stand Up Paddeln ist körperlich und geistig anstrengend. Durch das stetige Ausgleichen sind Konzentration und Muskeln stark gefordert. Deshalb solltest du die gemeinsamen Paddeleinheiten langsam steigern und dem Fitnesslevel von dir UND deinem Hund anzupassen.
Das SUP-Leben ist lang, nimm dir die Zeit, die ihr benötigt.
Schafft man dieses gemeinsame Training mit Herz, Köpfchen und Geduld wird das SUP-Abenteuer mit deinem Hund zum langfristigen, entspannten Outdoor-Erlebnis.
Danke Yvonne für die vielen hilfreichen Tipps und Tricks zum Thema Stand Up Paddeln mit Hund. Wenn du mehr über Yvonne und ihre Arbeit erfahren möchtest, schau auf ihrer Seite SUP-Hund.de vorbei. Hier findest du auch mehrere lizensierte SUP-Hund Trainer und Schulen, die von ihr ausgebildet wurden und die in ganz Deutschland Kurse anbieten.
